Der Stoizismus ist eine Philosophie der Selbsterkenntnis und Selbstentwicklung, deren Schwerpunkt die praktische Anwendung im alltäglichen Leben ist. Der Stoizismus setzt die Vernunft an die höchste Stelle der Menschlichkeit, denn die Vernunft ist es, die uns zu achtsamen, bewussten und ausgeglichenen Wesen machen kann, wenn wir sie nutzen.

Der Stoizismus klammert unsere Emotionen nicht aus, noch fordert er, sie zu unterdrücken. Die Emotionen sollen und dürfen erfahren und erlebt werden. Die Stoiker versuchen lediglich, ihre (negativen) Emotionen zu reflektieren und zu prüfen, ob sie allenfalls auf falschen Vorstellungen, Hoffnungen und Erwartungen beruhen. Auch fordern uns die Stoiker auf, affektive Reaktionen in emotional belastenden Situationen zu unterlassen, da sie selten einen Nutzen bringen.

Nach Ansicht der Stoiker ist die Vernunft wie ein Muskel, der trainiert werden muss, damit er zunehmend fähig wird, die Kontrolle über unseren Geist und über unsere Gefühle zu übernehmen und uns zu innerer Ruhe und Gelassenheit führt. In dem Moment, indem wir anfangen, uns täglich zu verbessern, fangen wir auch mit dem Training unserer Vernunft an.


Die Dichotomie der Kontrolle

Im Stoizismus wird die Dichotomie der Kontrolle als ein wichtige Grundlage für ein gutes, zufriedenes Leben angesehen.
Die Dichotomie der Kontrolle ist ein zentraler Gedanke der stoischen Philosophie. Sie besagt im Wesentlichen, dass es zwei Arten von Dingen im Leben gibt:

- Dinge, die in unserer Kontrolle liegen: Das sind unsere eigenen Gedanken, Einstellungen, Entscheidungen undHandlungen. Wir haben direkten Einfluss darauf, wie wir auf Ereignisse reagieren und welche Werte wir vertreten.
- Dinge, die nicht in unserer Kontrolle liegen: Dazu gehören äußere Umstände wie das Wetter, das Verhalten anderer Menschen, unser Gesundheitszustand (zumindest in Teilen) oder der Verlauf bestimmter Ereignisse.

Der Kern dieser Idee ist, dass wir unsere Energie auf das konzentrieren, was wir kontrollieren können, und die Dinge loslassen, die außerhalb unserer Macht liegen. Indem wir akzeptieren, dass wir auf viele Dinge keinen Einfluss haben, vermeiden wir unnötiges Leid und Frustration.

Die Fokussierung auf die Dinge, auf die wir Einfluss haben, fördert hingegen unsere Selbstwahrnehmung und unser Selbstbewusstsein.


Die vier stoischen Tugenden

Weisheit - Unsere Sichtweisen sind verzerrt durch unsere Emotionen, Hoffnungen, Enttäuschungen, Erwartungen und Projektionen. Dadurch, dass wir lernen, Ereignisse und Tatsachen nüchtern und sachlich zu betrachten, erlangen wir die Weisheit, die für einen konstruktiven Umgang mit ihnen nötig ist.

Mut - Ohne Mut herrscht Stillstand. Mut bedeutet die Stärke, mit den Herausforderungen und Widrigkeiten des Lebens umzugehen und Ängste zu überwinden. Wir steigern unseren Mut, wenn wir Hindernisse und Widrigkeiten als Wachstumschancen begrüssen.

Mässigung/Disziplin -Mässigung bedeutet, ein gesundes Gleichgewicht im Leben zu finden, und nichts zu übertreiben. Dies erfordert nicht nur Bescheidenheit und Zurückhaltung, sondern auch Disziplin. Unsere Begierden und Impulse verleiten uns nur allzu oft zu Masslosigkeit.Mässigung und Disziplin führen zu Selbstbeherrschung, Besonnenheit, Genügsamkeit, Durchhaltevermögen und Beharrlichkeit.

Gerechtigkeit/Güte - Der Einzelne ist ein Teil einer Gemeinschaft und wir sollten deshalb anderen gegenüber fair und gerecht handeln. Die Stoiker sehen sich als Teil der Gesellschaft und erachten es als Ihre Pflicht, Gutes zu tun und zu fördern.

Der Stoizismus bietet uns eine Fülle von Anleitungen und Ideen, um persönlich zu wachsen, uns permanent zu verbessern und das Richtige im Leben zu tun. Er ersetzt aber nicht das eigene Denken und nicht alles, was in den überlieferten Schriften und der aktuellen Literatur zu finden ist, muss für jeden Einzelnen stimmen. 

Das Zentrale am Stoizismus ist für uns, dass er uns zeigt, dass wir zu sehr vielem fähig sind, wenn wir nur wollen und uns anstrengen. Und er zeigt uns, dass es sich lohnt, diesen Weg zu gehen!
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